geb. 25. Dezember 1904, gest. 3. März 1999
Nobelpreis für Chemie 1971
Bedeutende Leistungen
Herzberg bestimmte zuerst Bandenspektren zweiatomiger Moleküle und ermittelte daraus sehr genaue Werte für Dissoziations- und Ionisierungsenergien sowie Schwingungs- und Rotationsquanten. Mit Norrish und Porter arbeitete er an der Entwicklung der Blitzlichtspektroskopie und beschäftigte sich besonders mit dem Nachweis und der Untersuchung instabiler Teilchen.
Er förderte die Astrochemie durch spektroskopische Nachweismethoden für Atome und Moleküle im Weltraum. So konnte Herzberg 1967 ein Borwasserstoffradikal und 1969/70 in Kometenspektren Kohlenwasserstoffradikale nachweisen.
Publikationen
Herzberg, Gerhard: Atomspektren und Atomstruktur. 1936.
Herzberg, Gerhard: Molekülspektren und Molekülstruktur. 1939.
Herzberg, Gerhard: Molecular Spectra and Molecular Strukture. 2 Bde. 1945 und 1954.
Weitere Werke
Literatur
Pötsch, Winfried R. (Hrsg.): Lexikon bedeutender Chemiker. Frankfurt am Main 1989.
B. Stoicheff: Gerhard Herzberg - An Illustrious Life in Science. NRC Press, Ottawa, 2002. 468 S., ISBN 0-660-18757-4
Links im WWW
http://www.nobel.se/chemistry/laureates/1971/herzberg-bio.html
http://www.corpserv.nrc.ca/corpserv/sphere/h_7b_e.html
Buchbesprechung
Stoicheff - -Gerhard Herzberg - An Illustrious Life in Science
Gerhard Herzberg - An Illustrious Life in Science
B. Stoicheff: -Gerhard Herzberg - An Illustrious Life in Science
NRC Press, Ottawa, 2002. 468 S.,
ISBN 0-660-18757-4
Etwa drei Jahre nach dem Tod des Nobelpreisträgers Gerhard Herzberg erscheint nun dessen Biografie. Der Autor, selbst mehrjähriges Mitglied in Herzbergs berühmter Gruppe am National Research Council (NRC) in Ottawa (Kanada), kennt das umfangreiche wissenschaftliche Werk Herzbergs vorzüglich. Er hat außerdem sehr gründlich und zuverlässig den Werdegang Herzbergs verfolgt über dessen Hamburger Schulzeit, seine Studienzeit in Darmstadt und die daran anschließende Zeit als Physik-Dozent. Der Leser erfährt dabei auch sehr gut und einfühlsam recherchierte Einzelheiten über Herzbergs persönlichen Abwehrkampf gegen die sich allmählich aufbauende Naziherrschaft an der TH Darmstadt, wo ihm als 'jüdisch Versippten' schließlich im Oktober 1935 keine weitere Anstellung als Dozent garantiert wird.
Im zweiten Teil des Buches, der den Jahren 1935 - 1947 gewidmet ist, erfährt der Leser von der übersiedlung der Herzbergs nach Saskatoon (Kanada) und findet eine ausführliche Beschreibung des nun beginnenden Aufbaues einer Spektroskopie-Gruppe und von den sich bald abzeichnenden Erfolgen. Außer einer ausführlichen Würdigung der wissenschaftlichen Arbeiten Herzbergs berichtet der Autor viel über dessen Lebensart und über eine glückliche Familie Herzberg.
Im dritten Teil des Buches werden die 'Goldenen Jahre 1948-1971' behandelt. Herzberg kommt nach Kanada zurück und wird zunächst Abteilungsleiter am NRC in Ottawa. Bald beginnt ein reges wissenschaftliches Leben in diesem Institut, das geprägt ist durch intensiven Austausch. Der Leser lernt in Kurzbiografien und Fotografien viele Mitarbeiter und Gäste in diesem Mekka der Spektroskopie kennen. Man erfährt von den großen Erfolgen beim Studium der Spektren freier Radikale und vieler Moleküle von astrophysikalischem Interesse und nicht zuletzt von Herzbergs reger Reise- und Vortragstätigkeit. Mit der ausführlichen Schilderung der Verleihung des Nobelpreises für Chemie 1971 an Gerhard Herzberg schließt dieses Kapitel.
Im letzten Teil berichtet der Autor von den Aktivitäten, die Herzberg bis in die achtziger Jahre verfolgte. Er arbeitet u. a. in Deutschland, Japan und China und zieht sich erst im hohen Alter von 90 Jahren zurück.
Herzberg gehört zu den Begründern der modernen Molekülspektroskopie. Aber nicht nur von seinem wissenschaftlichen Werk erfahren wir viele Einzelheiten in dem vorliegenden Buch, sondern auch von seiner Liebe zur freien Natur, zur Musik und von seinem großen Enthusiasmus, mit dem er viele seiner jungen Mitarbeiter mitriss und nicht zuletzt von seinem Eintreten für mehr Gerechtigkeit und Freiheit in der Welt.
Der teilweise sehr detailgetreue, aber immer spannend und allgemein verständlich geschriebene Text - ergänzt durch ein umfangreiches und sorgfältig bearbeitetes Glossar - wird jedem Physiker und Chemiker und jedem, der sich für die Geschichte der Molekülspektroskopie interessiert, eine wahre Fundgrube sein. Der Autor hat mit diesem Meisterstück das wahrlich nicht einfache Leben und die Arbeit eines großen Wissenschaftlers und vortrefflichen Menschen glänzend beschrieben.
Prof. Dr. Bruno Elschner, Darmstadt